Pflege braucht Daueroffensive

Der Personalbedarf ist hoch, die Herausforderungen nehmen zu

Schon im Vorjahr hat die Hälfte der Bevölkerung mit Sorge auf die Zukunft der Pflege geschaut. „Die große Sorge um die Zukunft der Pflege in Österreich hat der Volkshilfe Sozialbarometer 2023 ergeben. Und die Sorgen haben seither sicher noch zugenommen“, stellt der Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger fest. „Daher begrüßen wir alle Initiativen, die auf die Dimension des Problems aufmerksam machen und Lösungen einfordern“.

Mehr Personal als Schlüssel

Der Pflege- und Betreuungssektor wächst, aber der aufgrund der alternden Bevölkerung wächst der Betreuungsbedarf noch schneller. „Leider wurden unsere Warnrufe viel zu lange nicht gehört. Umso dringender und entschlossener muss jetzt gehandelt werden. Der Kernpunkt dabei ist, mehr Personen für Pflege- und Betreuungsberufe zu begeistern. Denn das ist auch der Schlüssel für verbesserte Arbeitsbedingungen. Die Zeitnot aufgrund fehlender Kolleg*innen macht den Mitarbeiter*innen besonders zu schaffen. Das macht die Pflege und Betreuung auch bei jungen Menschen leider zu einem unattraktiven Berufsfeld. Diesen Negativkreislauf gilt es zu durchbrechen“, so Fenninger.

 

Forderungen der Volkshilfe

Neben den schon lange erhobenen Forderungen auch des Rechnungshofs, ein nachhaltiges Finanzierungssystem und eine koordinierte Gesamtsteuerung inkl. abgestimmte Bedarfs- prognose zu entwickeln, gibt es einige Maßnahmen, die sehr rasch umgesetzt werden könnten und unmittelbar helfen würden:

 

Gehalt während der Ausbildung

„Eine einheitliche Bezahlung für die Ausbildung, ähnlich wie bei der Polizei, ist ein sicherer Weg, um mehr Menschen für die Pflege- und Betreuungsberufe zu interessieren. Auch Umsteiger*innen würde das Angebot die Entscheidung erleichtern – das fordern wir schon lange“, so Fenninger weiter.

 

Zugang zu Schwerarbeitspension

Die Pflegeberufe müssen einen Zugang zur Schwerarbeitspension erhalten. Und die Ausbildungszeiten zu Pflege- und Betreuungsberufen sollen auch als Versicherungszeiten anerkannt werden, sie stellen einen großen Teil der Praxisausbildung dar.

 

Angehörige entlasten

Auch auf dem größten Pflegedienst des Landes, den pflegenden Angehörigen, lastet enormer Druck. Im Task Force Bericht werden leistbare Entlastungs- und psychosoziale Unterstützungsangebote angeführt. Hier gilt es, die Finanzierung der vielen Projekte sicherzustellen und den flächendeckenden Ausbau von teilstationären Einrichtungen in Angriff zu nehmen.

„Auch die Schaffung weiterer Ausbildungsplätze und die kostenfreie Ausbildung wären wichtige Schritte, um mehr Menschen für die sehr erfüllenden Pflege- und Betreuungsberufe zu begeistern. Weitere Schritte in der Arbeitszeitreduktion und der Verbesserung der Planungsicherheit können dann gegangen werden“, hält Fenninger fest.

Abschließend hält Fenninger fest, „Der Personalmangel ist schon jetzt akut. Und wird ohne Gegenmaßnahmen noch schlimmer. Das müssen wirklich alle Politiker*innen auf allen Ebenen verstehen, um das komplexe System an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen“.

 

 

28. Februar 2024

Rückfragen & Kontakt

Erwin Berger, MAS
Leitung Anwaltschaftlicher Ermächtigung, Pressesprecher

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